Das Konzept meiner praxisnahen Pflegevisite

Es gibt sie wirklich, die praxisnahe Pflegevisite, mit der sich der Pflegeprozess nachhaltig steuern und weiterentwickeln lässt. Mit ihr kann ich in kürzester Zeit Kontakt zu vielen BewohnerInnen aufnehmen und die verantwortlichen Pflegekräfte vor Ort ganz individuell fördern und fordern.

Für die Umsetzbarkeit sollte aber zunächst Abstand genommen werden von der Vorstellung, sämtliche Aspekte der Qualitätsprüfrichtlinien unterbringen zu wollen. Die meisten Einrichtungen sind mit deutlich mehr als zwei Seiten am Start und humpeln ewig hinter ihrer Quote her.

Der MDK fordert die Pflegevisite als Maßnahme der internen Qualitätssicherung im Bereich Pflege. Ich zitiere: „Die Ausgestaltung dieses organisatorischen Rahmens fällt, soweit er sich nicht unmittelbar aus vertraglichen Verpflichtungen ergibt, in die Organisationshoheit der Pflegeeinrichtung.“ (QPR 2005, S. 93).
Es gibt keine schriftliche Stellungnahme zu Umfang und Inhalt der Pflegevisite.

Das Konzept
Die Qualitätsprüfung gibt Hinweise auf die aktuellen Schwächen in der Darstellung des Pflegeprozesses, die Risikofaktoren sind bekannt. Wir entscheiden uns für einen Schwerpunkt und benennen ein Etappenziel. Dort hinführende Fragen /Anforderungen werden im Pflegevisitenprotokoll aufgenommen…
Ergibt die monatliche Auswertung, dass das Etappenziel erreicht wurde (oder so nicht zu erreichen ist), wird das Protokoll entsprechend angepasst.

Eine praxisnahe Pflegevisite

  • fragt ausschließlich Faktoren ab, die auf Prozessebene beeinflussbar sind,
  • reagiert flexibel auf die aktuellen Themen der Einrichtung, ohne im Umfang zuzunehmen (eine Seite für die Visite, eine für die Wiedervorlage),
  • gibt damit dem Kostenfaktor Zeit eine realistische Chance
  • und ist wie so oft gefordert (und für ein zeitgemäßes Qualitätsmanagement selbstverständlich) für alle nachvollziehbar.

Die Vorbereitung
Die Termine der Visiten und der Wiedervorlage vereinbarter Korrekturen werden gemeinsam festgelegt. Die visitierte Pflegekraft entscheidet selbst, ob sie ihre Energie in die Vor- oder Nachbereitung steckt. Bei vernünftiger Vorbereitung bleibt die Nachbereitung überschaubar.

Die Durchführung

  1. Bewohnerbesuch: Gemeinsam wird der Bewohner dort begrüßt, wo er gerade ist und fertig. Das reicht vollkommen aus für einen Abgleich mit der Darstellung des Pflegezustandes in der Dokumentation. Probleme werden sowieso lieber unter vier Augen besprochen und zum Bodycheck sage ich nur: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
  2. Rückzug zum Dokucheck: Finden Sie eine Sitzordnung, in der die visitierte Pflegekraft den vollen Zugriff hat und der Visiteur alles gut einsehen kann. Gemeinsam werden nun die Fragen der Pflegevisite durchgegangen und die Pflegekraft zeigt die Antworten – oder erkennt die Lücken.
  3. Zielvereinbarung: Auf dem Blatt der Wiedervorlage hält die Pflegekraft selbst fest, was zu tun ist, um diese Lücken zu schließen. Der Visiteur unterstützt sie dabei, es so zu formulieren, dass auch andere Teammitglieder in der Lage sind, diese zu verstehen und ggf. abzuarbeiten. Abschließend schlägt die Pflegekraft selbst vor, wie und bis wann sie diese Maßnahmen umgesetzt haben will.

Die Nachbereitung
Die visitierte Pflegekraft hat ihren Plan und einen selbstbestimmten Termin, an dem sie den Plan zurückgeben muss. Es geht ihr gut, denn sie weiß genau, was zu tun ist.
Der Visiteur kann jederzeit die Qualität der Umsetzung überprüfen und sollte eine Rückmeldung geben, auch wenn es nichts zu meckern gibt!

Der Aufwand
Der Zeitaufwand des Visiteurs liegt mit etwas Routine unter einer Zeitstunde pro Visite. Seine Vorbereitung beschränkt sich auf die Terminabsprache (eine Woche im voraus) mit der für die Pflegeplanung zuständigen Pflegekraft (Bezugspflege?) und dem pünktlichen Antritt mit Protokoll im Wohnbereich.

Die Ablage
Das Pflegevisitenprotokoll wird gleich mit ins PDL-Büro genommen und dort unsortiert abgelegt. Das hat zur Folge, dass das aktuellste immer oben liegt.
Das Wiedervorlagenblatt bleibt zur Nachbereitung im Bereich, wird dann dem Visiteur vorgelegt und abschließend mit dem Pflegevisitenprotokoll abgeheftet.

Das Ergebnis
Diese Pflegevisite gewährt einen tiefen Einblick in den Pflegeprozess und dessen Dokumentation sowie in die Weiterentwicklungspotentiale einzelner Mitarbeiter. Eine Auswertung und Neuausrichtung ist jederzeit möglich und ausdrücklich erwünscht. Die Entwicklungshistorie ist jederzeit im Pflegevisitenprotokollordner nachvollziehbar

Noch Fragen? Ich unterstütze Sie gerne bei der Entwicklung und Einführung dieser etwas anderen Pflegevisite, z.B. im Rahmen der Fortbildung „von der Pflegevisite zur fachlichen Supervision“ gerne auch als Inhouse-Veranstaltung.